Aufruf von 16 Dachverbänden an die Politik
Seit Mitte März arbeiten 16 bundesweite Dachverbände gemeinnütziger Jugend- und Bildungshäuser zusammen, um die Folgen der Corona-Krise zu bewältigen.
Die Verbände haben Wirtschaftsdaten für 1.700 Bildungseinrichtungen erhoben und Mitte März einen Mangelbedarf in Höhe von 736 Millionen Euro bis einschließlich März 2021 angemeldet. Nun stehen viele Häuser vor der Insolvenz. 36 Millionen Übernachtungen wurden bis März 2021 abgesagt, 40.000 Arbeitsplätze drohen verloren zu gehen. Eine über Jahrzehnte aufgebaute Struktur der Bildung, Jugendhilfe und regionalen Netzwerkarbeit ist in Gefahr zu verschwinden.
Mit dem von der Großen Koalition beschlossenen Corona-Konjunkturpaket kommt nun Hilfe für die gemeinnützigen Jugend- und Bildungshäuser, wofür die Verbände dankbar sind. Soll diese Hilfe aber wirklich greifen, sind einige Korrekturen vonnöten. Deshalb fordern die Verbände, an der Ausgestaltung der Hilfe zur Überbrückung (Punkt 13) und zur Stabilisierung gemeinnütziger Organisationen (Punkt 15) beteiligt zu werden. Die Realität der Bildungsanbieter muss berücksichtigt werden!
Zu Punkt 13 im Corona-Konjunkturpaket:
Wir schlagen vor, aus den offensichtlich beim Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) angesiedelten Überbrückungshilfen von 25 Milliarden Euro die Summe von 736 Millionen Euro in die Zuständigkeit des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) zu transferieren, um die trotz aller Einsparungen der Träger nicht zu kompensierenden Kosten der 1.700 Einrichtungen daraus bestreiten zu können.
Wir brauchen eine wirtschaftlich angemessene Erhöhung und dementsprechende Verlängerung der Überbrückungshilfen von drei auf sieben Monate, ähnlich wie die klassische Tourismuswirtschaft sie fordert.
Wir brauchen einen Zuschuss, der unabhängig von der Zahl der Beschäftigten und ausschließlich am Umsatzausfall orientiert ist.
Zu Punkt 15 im Corona-Konjunkturpaket:
Wir sind dankbar für die über die KfW in Aussicht gestellten Kredite. In dieser einmaligen Ausnahmesituation sind allerdings ausschließlich nicht rückzahlbare Zuschüsse zielführend. Bildungshäuser sind als gemeinnützige Einrichtungen nicht auf Gewinnerzielungsabsicht ausgelegt und können Kredite nur im Ausnahmefall zurückbezahlen. Wenn eine solche Lösung politisch nicht möglich ist, brauchen wir zinslose Kredite mit langer Laufzeit. Solche KfW-Darlehen sind und bleiben aus unserer Sicht jedoch nur eine Notlösung.
Wir wollen bei der Ausgestaltung des Corona-Konjunkturpakets zugunsten gemeinnütziger Jugend- und Bildungshäuser beteiligt werden und stehen sehr gerne kurzfristig für ein Gespräch zur Verfügung.
Die 16 Dachverbände gemeinnütziger Jugend- und Bildungshäuser sind:
Arbeitsgemeinschaft Natur- und Umweltbildung Bundesverband e.V., Arbeitskreis deutscher Bildungsstätten e.V., BAG Familienerholung, BAG Katholisches Jugendreisen, BAG KiEZE, BAG Lernort Bauernhof e.V., Bundesverband Erlebnispädagogik, Deutsches Jugendherbergswerk e.V., Evangelische Häuser in Deutschland (Himmlische Herbergen), Gesellschaft für Jugendeinrichtungen e.V., Landesjugendring Schleswig-Holstein, NaturFreunde Deutschlands e.V., Sozialistische Jugend Deutschlands - Die Falken, Verband Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder e.V., Verband der Bildungszentren im ländlichen Raum e.V., Verband Deutscher Schullandheime. Zudem engagieren sich weitere 80 Häuser in diesem Bündnis.