Lehrgangsbericht: Schuld war nur die Sendung mit der Maus

Sommercamp 2014 vom 2. bis 9. August 2014 in Sobec (Slowenien)

Sommercamp 2014
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Um es gleich vorweg zu sagen: Ich bin ein Angsthase, besonders in der Höhe. Und wäre vermutlich im Traum nicht auf die Idee gekommen bei einer Klettertour in den Alpen mitzumachen. Wäre da nicht die Sendung mit der Maus. Die wir ganz gelegentlich noch schauen.

Dort gab es eines schönen Sonntags einen Film über einen Baumpfleger. Der sich per Seil und Gurt daran machte, eine haushohe Linde zu bearbeiten: „Boah ey, das möchte ich auch mal, so abseilen und so!!“

Wir also ins Internet, naturfreunde.de ... „Familienfreizeit Sommercamp … Einblicke ein den Bergsport … für Anfänger ...“ Geklickt, gebucht, gepackt! Weil ein bisschen frische Luft gerade Minderjährigen nicht schaden kann und auch der reiferen Haut gut tut, finden wir uns ein paar Monate später tatsächlich am Fels wieder.

Camping Šobec bei Bled
Slowenien ist ein Euroland, zählt rund 2 Millionen Einwohner, ausreichend Berge, deutlich weniger Seen und nur eine Insel. Sie lassen wir aber jetzt mal rechts im Bleder See liegen, ignorieren auch die mannshohe Werbung für „Original Bled Cheese cake“ (schließlich wartet die Brotzeit in der Tasche) und machen uns an diesem Sonntag, den 3. August, auf den Weg zum Klettern am Rand des Triglav-Nationalparks.

Ansonsten befinden wir uns hier in den Julischen Alpen, und die Felsen nennt man Gorje, Pec, Senica, Bohinjska Bela und Bohinj (wer nachschauen mag: letztere sind besonders für Kletter-Kinder geeignet).

Und dann also, an diesem Sonntag, muss ich mich irgendwie, irgendwann bei irgendwem angesteckt haben, mit dem Klettervirus. Meine minderjährige Begleitung sowieso. Die hat sich – ganz Elfjährige - nach kurzer Einweisung durch Ausbilder Norbert ohnehin gleich abgesetzt „Also ich sichere jetzt die Anne, bleib du mal da hinten!“

Also los: Achterknoten, Halbmastwurf – ähm, wie jetzt? Ach so! Und: ja, da ist ja ein Tritt! Und irgendwann: hey: Oben! Zu – und Ab!

Geduldig erklärt Ausbilder Norbert noch einmal die Knoten und Handgriffe. Sodass Aufregung und Angst ganz allmählich – verschwinden. Wir freuen uns mit jedem, der es bis ganz nach oben schafft - egal mit welchen Voraussetzungen. 

Teilnehmer Frank – klettererfahren – hat dabei ein waches Auge auch für Handicaps. Denn Behinderung heißt nicht: Unten bleiben - sondern einfach mitmachen.

Klettern, Rutschen, Auffangen
Am Montag geht es früh um 8.00 mit Ausbilder Sepp zum Klettersteig an den Vršič-Pass (ja, wie wohl alle slawischen Sprachen versammelt auch Slowenisch gern viele Konsonanten in einem Wort; glücklicherweise kommt man mit Englisch ganz gut durch).

Hier, am Klettersteig, am Drahtseil („Via ferrata“) zeigt sich, wie gut unsere doch sehr heterogen zusammengesetzte Gruppe miteinander funktioniert. Da ist Kalli von den NaturFreunden München, der sich mit großer Umsicht um Oskar kümmert, als der aus der Puste gerät und einfach eine Pause mehr braucht – mit 68 Jahren ist Oskar längst Opa, der älteste Teilnehmer, und erntet viel Bewunderung, dass er mit seiner Frau Mechthild und den Enkeln hier dabei ist.

Immer dort, wo sie gebraucht wird, ist auch Erika, die mich am Klettersteigset hinter sich herzieht. Dort wo die Sicherung fehlt und mir doch noch mal mulmig geworden ist. So kommen wir alle schnaufend, aber glücklich über die 700 Höhenmeter auf den Mojstrovka (2332 m) und genießen die wunderschöne Aussicht: „Berg frei!“.

Viele Leute – kein Stress
Die Gruppe ist groß in diesem NaturFreunde-Sommercamp: 74 Leute zwischen 2 und 68, darunter 35 Kinder und Jugendliche. Dazu kommen 6 Ausbilder, je drei von den Bundeslehrteams Berg- bzw. Kanusport.

Die meisten Teilnehmenden übrigens sind „Wiederholungstäter“. Wie Birgit und Johannes aus Baden-Württemberg. Sie waren mit 4 Kindern und 3 (!) Hunden schon in Lienz und in der Zugspitzregion dabei. Inzwischen sind die Kinder längst groß, die Hunde alt, doch das Sommercamp lässt sich die Familie nicht entgehen. Und dass, obwohl Davina schon am Sonntag in den Flieger steigen wird für ein Freiwilligenjahr in Kambodscha!

NaturFreunde bewegen
NaturFreunde-Familienfreizeit - das spüren wir im Laufe dieser Woche, bei der es noch zum Canyoning geht, für einige zum Geocachen, zum Slacklinen und sowieso auf und in alle Formen des Wassers -  Familienfreizeit ist etwas ganz Besonderes. Ohne Ritualzwänge, dafür offen für die verschiedensten Aktivitäten. Man darf, man kann, man muss nicht mitmachen. Aber alle tun’s.

Ganz viel Spaß ist sowieso dabei – für manche noch mehr: 5 Teilnehmer können nach dieser Woche mit dem Kletterschein nach Hause fahren.

Wer Outdoor allerdings als Modenschau missversteht (was in unserer Gruppe glücklicherweise nicht vorkommt), sollte es mal mit Riverbugging versuchen. Im Neopren mit Flossen und Paddelhandschuhen und als optische Krönung die Badeshorts über dem Neo (nein, nicht der Hintern soll darin gut aussehen, Neopren ist empfindlich!). Zum Kaputtlachen und einfach klasse!

Ohnehin sind wir meist in unseren grünen NaturFreunde-Shirts unterwegs, womit wir einander auf dem Campingplatz leichter finden und nach ein paar Tagen auch mühelos am Geruch erkennen können.- („Schreib nicht so einen Quatsch, ich habe mich da geduscht!“)

Am Donnerstag schließlich steht das das traditionsreiche Bug-Polo-Turnier auf dem Plan. Hier kämpfen die „Best Agers“ gegen die „Haubentaucher“, die „Internationalen Frankenräuber“ gegen den „Feuerball“ - ehe am Ende doch „Der 5. Stern“ gewinnt.

Schade – schon zu Ende?
Freitag führt uns der Manager des Campingplatzes noch durch sein nahe gelegenes Heimatstädtchen. Und bringt uns anhand seiner Familiengeschichte die Vergangenheit Sloweniens näher. Auch das gehört dazu: Wissen, wo man ist. Dass wir heute eine Landschaft genießen können, die über Jahrhunderte wegen ihrer Grenzlage Kriegsschauplatz war.

Der letzte Abend: Lagerfeuer an der Sava. Selbst den tapfersten Minderjährigen fallen irgendwann die Augen zu, halb verschlafen höre ich noch im Zelt „Nächstes Jahr wieder, ja?“.

Klar!

Imke Marggraf

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